Bannewitzer Untermühle
Die Geschichte der Bannewitzer Untermühle (auch Niedermühle) reicht einige Jahrhunderte zurück. Eine nachweisliche Ersterwähnung stammt aus dem Jahr 1486. Im Jahr 1536 wird der Müller Simon Adam genannt, der die Mühle bereits in den Jahren davor besessen haben soll.
Um 1600 ist sie im Uröder (einem der ältesten Sächsischen Kartenwerke) als Christoph Weyles Mühle eingezeichnet.
Die Mühle besaß ein oberschlächtiges Mühlrad. Das Wasser wurde oberhalb der Mühle vom Bachlauf abgezweigt und über ein hölzernes Gerinne zum Mühlrad geführt. Zur Lage eines Mühlteiches gibt es keine sicheren Angaben.
Im Jahr 1722 wurde Ratszimmermeister Georg Bähr als Gutachter für die Gebäude-substanz bestellt, weil das Mahlwerk zum Erliegen gekommen war und die Gebäude verfielen.
Bähr stellte fest, dass die mit Brettern verschlagene Wasserwand in der Badstube verfault war, im Mauerwerk Steine fehlten, das Strohdach durchlöchert und der First offen war, so dass Niederschläge ungehindert ins Gebäude eindringen konnten. In der Stube waren die Schwellen und Bretter verfault. Auch die Mauer des Kuhstalles war dem Einfallen nahe. Bähr schätzte die Kosten für die notwendigen Reparaturen mit 37 Talern und 15 Groschen.
Im Ergebnis der Begutachtung plant das Dresdener Brückenamt die Versteigerung der Liegenschaft. Dazu sollte es nicht kommen, da die Mühle am 19.5.1725 durch einen Brand vernichtet wurde. Sie wurde in den Folgejahren durch Georg Friedrich Berger wieder aufgebaut. 1764 wird die Mühle erstmalig als „Untermühle zu Bannewitz“ bezeichnet.
Von 1827 bis 1858 ist Johann Gottlob Zocher der Mühlenbesitzer. In der Wochen-zeitung „Dampfwagen“ annonciert er am 25.2.1848:
„Es ist Haide-Grütze und Mehl vom heutigen Dato an, in beßten Sorten zu haben bei dem Mühlenbesitzer Zocher in Bannewitz.“ (Haide-Grütze, heute Buchweizengrütze).
Im Jahr 1860 kaufte Karl Gottlob Krause die Mühle. Er ist wahrscheinlich der letzte Müller, der die Mühle als solche betreibt. Es gibt mehrere Gründe warum der Mühlen betrieb der Mühlen am Nöthnitzbach sehr früh eingestellt wurde. Ein wesentlicher Grund ist die Tatsache, dass die Wasserführung oft sehr gering war. Das verstärkte sich Mitte des 19. Jahrhunderts durch den beginnenden Steinkohlebergbau erheblich. Es wird vermutet, dass ein Teil des Oberflächenwassers in die Schächte abgeflossen ist. Nach dem Tod des letzten Müllers 1882 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt. Weitere Besitzer sind ab 1883 der Tischlermeister Karl Heinrich Schumann und ab 1894 der Bäckermeister Karl Emil Eulenberger. Die Bäckerei wurde bis in die 1980iger Jahre von seinem Sohn Willy Eulenberger betrieben. Bis in die 1970iger Jahre fuhr die Bäckersfrau am Nachmittag mit dem Handwagen Backwaren zum Verkauf nach Boderitz.
Das Mühlengebäude, das heute als Wohnhaus genutzt wird, steht auf der Eutschützer Straße 4 in Bannewitz. Nicht zu verwechseln mit der Eutschützer Mühle, die sich in der Nähe auf der anderen Seite des Nöthnitzbaches befindet, der heute in diesem Bereich nur noch unmittelbar nach Niederschlägen Wasser führt.
Günter Hausmann 23.06.2024
unter Verwendung der Recherchen von Albrecht Knoblich, Rosentitz und Dietmar Wünsche, Oelsa.