Feldhaus Villa
Das Gebäude Windbergstraße 37, in dem sich heute Haus 2 des kommunalen Kindergartens „Kinderland Bannewitz“ befindet, hat eine interessante Geschichte. Bauherr der Fabrikantenvilla war der Unternehmer Rudolf Feldhaus als Mitinhaber der Firma Hermann Feldhaus. In der vom damaligen Ortsvorsteher Hermann Günther am 8. Oktober 1912 abgegebenen Steueranzeige ist zu lesen, dass eine „Villa mit Automobilschuppen“ neu erbaut wurde. Der Erstbezug erfolgte bereits am 1. August 1911. In derselben Steueranzeige ist auch aufgeführt, dass die im Nachbargrundstück befindlichen Betriebsanlagen der 1907 errichteten Strohgeflecht-Bleicherei von Rudolf Feldhaus erweitert worden sind. Es wurden dort geflochtene Bänder aus Stroh als Vorprodukt für die Strohhutproduktion hergestellt, wie sie auch in der Strohhutfabrik Behrens verwendet wurden. Dazu musste das Material getrocknet und mit Wasserstoffperoxid gebleicht werden.
Die Firma Hermann Feldhaus war mit Sitz in Dresden bereits Ende des 19. Jahrhunderts als Händler von Strohgeflechten aus Japan und China in Erscheinung getreten. Diese Billigware aus Reisstroh war auch damals schon eine Herausforderung für einheimische Produzenten. Um so mehr verwundert es, dass Feldhaus eine eigene Produktionsstätte errichtet hat. Schon 1917 hat sich die Firma Feldhaus wieder aus Bannewitz zurückgezogen.
Die Fabrikantenvilla wurde um 1920 an den Hutfabrikanten Paul Gottschalk verkauft. Der Sitz der Firma „Sächsische Hutfassonfabrik Paul Gottschalk“ befand sich zu der Zeit in Wilmsdorf, wurde aber 1925 nach Bannewitz verlegt. Die Firma existierte bis 1944 in Bannewitz.
Das Gebäude war auch nach 1945 im Besitz der Familie Gottschalk. Im Jahr 1947 wurde ein Mietvertrag für die Nutzung des Gebäudes durch Gemeindeverwaltung, Sparkasse, Arbeitsamt und Polizei abgeschlossen. Die Gemeinde Bannewitz kaufte das Grundstück nach mehrjährigen Verhandlungen im Jahr 1966. Ab 1990 wurde das Gebäude als Vereinshaus genutzt und beherbergte auch die Musikschule und einen Jugendclub. Später zog der Schulhort ein.
Über die Strohgeflecht-Bleicherei mit dem Kontor- und Wohngebäude (Windbergstraße 11) und der späteren Produktion von Fotoplatten durch die Ernemann Werke AG wird im März ausführlicher berichtet.
Günter Hausmann 18.01.2024