Marienschacht mit Malakowturm

Marienschacht mit Malakowturm im Ortsteil Boderitz, Schachtstraße 12
 
Am nördlichen Hang des Horkenbergs steht der weithin sichtbare Malakowturm des Marienschachts. Das 1886-93 errichtete Steinkohlebergwerk Marienschacht war ein Zweigwerk der ‚Freiherrlich von Burgker Steinkohlenwerke‘. Die Teufe betrug 566 m. Es ist als Ensemble von besonderer baugeschichtlicher Bedeutung und von hoher landschaftsprägender Funktion erhalten. Dazu gehören nicht nur das Maschinen- und Kesselhaus mit ihrem charakteristischen Polygonalmauerwerk, sondern auch die sog. Expedition und ein Huthaus (Sozialgebäude), die sich an der Schachtstraße 8 und 10 befinden. Baulich hervorragendes Gebäude ist aber der Malakowturm, der einzige noch erhaltene Turm dieser Bauart im Steinkohlenrevier des Döhlener Beckens. Malakowtürme, vor allem im Ruhrgebiet zu finden, werden im Bergbau solche Einhausungen von Fördertechnik genannt, die mit ihren ausladenden Proportionen an die Wehrtürme aus dem Krimkrieg (1853-56) erinnern. ‚Malakow‘ steht dabei als Synonym für Stärke, Monumentalität, Massigkeit, Größe und Belastbarkeit.
Am Marienschacht zeigt seine dreigeschossige Gliederung durch Backsteinbänder und sein Polygonalmauerwerk, wie anspruchsvoll früher auch Industriegebäude dekoriert und gegliedert waren. Auf dem Pyramidendach, einer genieteten Stahlkonstruktion, befindet sich ein Dachreiter, der mit einer Glocke ausgerüstet war.

Von 1893 bis 1930 wurden im Marienschacht ca. 1,2 Mio. Tonnen Steinkohle gefördert und anschließend der Betrieb eingestellt. Ende der 50er Jahre wurde der Schacht als Teil des VEB Steinkohlenwerks „Willi Agatz“ wieder in Betrieb genommen. 1968 übernahm die SDAG Wismut die Schachtanlagen. Ab da erfolgte der Kohleabbau nicht mehr zum Heizen, sondern wegen geringer, aber ausreichender Beimischungen von Uran zur Gewinnung dieses radioaktiven Metalls. 1989 wurde die Uranförderung eingestellt und der Schacht endgültig stillgelegt, zurückgebaut und einschließlich der Halde bis 1999 durch die Wismut GmbH saniert. Die ehemalige Halde ist nun ein attraktiver Aussichtspunkt mit wunderschönem Blick auf Dresden und Umland. Neben dem Turm betreibt der örtliche Bergbauverein eine kleine, nicht ständig geöffnete Ausstellung.
Der Marienschacht befindet sich in Privatbesitz und steht nach einer umfangreichen Sanierung für Feiern und Arrangements zur Verfügung.