Schloss Nöthnitz

Schloss Nöthnitz im Ortsteil Bannewitz, Am Schloss 1
 
Schloss Nöthnitz geht als Ritteranwesen auf das Mittelalter zurück. Der Kern der heutigen Dreiflügelanlage ist ein Renaissancebau, den der Kammerherr und Hofmarschall Heinrich von Traube um 1630 errichten ließ. Hiervon zeugen z.B. noch der größte Teil des Treppenturms im Hof sowie Kreuzgratgewölbe im Erdgeschoss des Hauptbaus. 1872/73, im Zuge der Übernahme des Anwesens durch Rudolf Carl von Finck, erfolgte eine Aufstockung der drei Seiten um ein Mezzaningeschoss, wobei als pittoreske und zeittypische Elemente über Eck gestellte, mit spitzen Dächern versehene Erkerchen hinzugefügt wurden; auch der Treppenturm erhielt ein steiles Kegeldach. Eine große, zur Zeit ihrer Entstehung ab Mitte des 19. Jh. nahezu geschlossene Hofanlage aus Wirtschaftsgebäuden schließt sich im Südwesten an. Ihr Zustand ist prekär und die mächtige Nordseite aus Stall- und Scheunengebäuden („Könneritzscheune“) im Verfall begriffen. Die ca. 40 x 100 m große Fläche wird im Westen durch das Stellmachereigebäude mit Fachwerkoberstock, Schleppgaupe und Taubenhaus geschlossen.
Älter und in wesentlich besserem Zustand ist die südlich unterhalb des Schlosses gelegene ehemalige Brauerei mit gedrungenem massiven Baukörper und großem Walmdach. Ihr mächtiger Eingang mit Schlussstein zeigt zur Rosentitzer Straße. Schloss Nöthnitz ist von Gartenanlagen umgeben, die teils landschaftlich, teils formal gehalten sind. Hauptsächlich auf der ansteigenden Nordseite des Schlosses ist die formale, ursprünglich barocke Gartengestaltung am augenfälligsten: über Terrassen mit großen Stützmauern, versehen mit Treppenanlagen, Balustrade und Brücke, geht es queraxial zum Lustgarten und zum Orangeriegebäude. An Gehölzen sind alte Solitärbäume, ein Lindenrondell sowie eine Lindenreihe an der westlichen Zufahrt zu erwähnen. Prägnant sind die z.T. mächtigen Trockenmauern, die das Gelände durchziehen bzw. als Einfriedung dienen.

Schloss Nöthnitz beeindruckt jedoch nicht nur aufgrund seiner baugeschichtlichen und gartenkünstlerischen Bedeutung. Es ist außerdem von überregionaler Relevanz durch seine personengeschichtliche Bedeutung, denn es ist mit den Namen Heinrich Graf von Bünau, Frühaufklärer und Politiker, sowie mit dem seines Bibliothekars von 1748-54, Johann Joachim Winckelmann, verbunden. Bünaus Bibliothek bildete den Grundstock der Sächsischen Staats- und Universitätsbibliothek, Winckelmann kann als ein Begründer der modernen Archäologie und Kunstgeschichte sowie des Klassizismus in Deutschland überhaupt gelten. Sowohl eine Gedenkplatte als auch ein Relief am Schloss erinnern an ihn. Das Schloss Nöthnitz befindet sich in Privateigentum und kann an bestimmten Veranstaltungstagen besichtigt werden. 

Nähere Informationen finden Sie unter: www.freunde-schloss-noethnitz.de

L. Finkler, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen